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Heizung beim Gottesdienst

Kirchen sind grosse Gebäude, die oft schwierig zu heizen sind. Dazu kommt, dass viele Gotteshäuser unter Denkmalschutz stehen – eine Sanierung ist deshalb sehr teuer.

Trotzdem haben die Schweizer Landeskirchen Potenzial, sich stärker für den Umweltschutz einzusetzen. Die Fachstelle der «Oeku Kirche und Umwelt» hilft dabei. Fachstellenleiter Kurt Zaugg-Ott im Interview.

SRF: Was können Kirchgemeinden tun, um die Umwelt zu schonen?Kurt Zaugg-Ott: Seit 2015 zertifizieren wir Kirchgemeinden, die ein systematisches Umweltmanagement betreiben mit dem Grünen Güggel.
Was konkret müssen die Kirchgemeinden für das Zertifikat tun?In einem ersten Schritt müssen die Kirchgemeinden eine Situationsanalyse erstellen. Dabei geht es längst nicht nur um Energiefragen.
Gefragt wird auch nach der Abfallmenge, nach den Reinigungsmitteln oder nach der Biodiversität.

Was hat Biodiversität mit Kirchen zu tun?
Im ersten Moment klingt das seltsam. Aber die historischen Gebäude bieten auch Tieren Unterschlupf. In einigen Kirchen wohnen Fledermäuse oder Mauersegler.

Müssen wir dann eine Solaranlage auf die Kirche bauen?
Dann spielt es auch eine Rolle, ob um die Kirchen herum bloss grüner Rasen wächst oder eine bunte Blumenwiese, wo sich Bienen und Schmetterlinge tummeln.

Wenn die Kirchgemeinden den Ist-Zustand erfasst haben, wie geht es dann weiter?
Im nächsten Schritt wird ein Massnahmenkatalog ausgearbeitet. Die Kirchgemeinden legen dabei selbst fest, in welchen Bereichen sie etwas verändern wollen.

Oft werden wir gefragt: Müssen wir dann eine Solaranlage auf die Kirche bauen?
Das ist nicht nötig. Es reicht beispielsweise, weniger zu heizen, um Strom zu sparen.

Soll man in der Kirche also frieren?
Ich stelle immer wieder fest, dass wir in der Schweiz verwöhnt sind. Viele Leute erwarten, dass es in der Kirche so warm ist, wie in der heimischen Stube. Wir empfehlen, die Garderoben aus den Kirchen zu entfernen.
So behalten die Kirchgängerinnen und -gänger automatisch den Mantel an. Es darf ein oder zwei Grad kälter sein.

Erst 20 bis 50 Kirchgemeinden sind aktiv im Umweltmanagement. Bei rund 3500 Kirchgemeinden schweizweit ist das eine sehr kleine Zahl.

Es sind nicht besonders viele. Aber es sind Kirchgemeinden mit Ausstrahlung. Es sind auch hier erst wenige, die sich auf den Weg gemacht haben. Doch sie bewegen etwas und zeigen, dass es geht.

Warum steigen nicht alle Kirchgemeinden mit vollem Elan ins Umweltmanagement ein?
Oft sind eher älter Leute in den Gemeindeleitungen. Bei einem Generationenwechsel stellen wir dann fest, dass den Jüngeren ein Umweltmanagement bereits aus der Wirtschaft bekannt ist. Sie bringen diese Gedanken dann auch in ihren Kirchgemeinden ein.

Sie hoffen, dass irgendwann zehn Prozent der Kirchgemeinden umweltzertifiziert sind. Wann ist das soweit?
Das dauert noch eine Weile. Und ganz sicher müssen uns die Kantonalkirchen dabei unterstützen. Wo die Kantonalkirchen helfen die Kirchgemeinden zu motivieren, da kommt ziemlich viel in Gang – aber nur dort.

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